Obwohl mein Ersteindruck recht gut war, stufe ich diese Episode nach ausführlicher Betrachtung nun doch als schlechter ausfallende für die Staffel ein, da sie durchaus größere Probleme aufweist, als andere Folgen, die ich als mittelmäßige einstufe. Was genau mir an der Folge nicht gefällt, was mir gefällt und wo sich die Problematik verbirgt versuche ich nun zu erläutern.
# Was geht? #
Die Folge erinnert vom Aufbau her an die goldenen Jahre, in denen die
Serie noch in Ordnung war, denn es gibt keine 2 Geschichtslinien, die
nebeneinander ablaufen und von denen eine nur zum Stopfen da ist,
sondern es wird konsequent die wirkliche Story durchgezogen. Diese ist
zwar etwas schwach, aber immerhin läuft sie bis fast zum Ende ganz nett
ab. Die Handlung selbst ist schnell erklärt: Nachdem Homer durch einen
Sportunfall nicht mehr zur Arbeit kann und sich zu Hause langweilt,
stellt er eines Abends, als er gerade auf Rodd und Todd aufpaßt fest,
dass ihm die Arbeit mit Kindern gefällt und realisiert Flanders
Vorschlag eine Kindertagesstätte zu eröffnen. Beim Betreiben dieser
Kindesstätte vergißt er allerdings ganz und gar seine eigenen 2 Kinder -
und Maggie. Auch nachdem seine Verletzung geheilt ist gibt er seine
Kinder nicht auf und führt sein neues Unternehmen konsequent weiter, so
dass er sich schließlich nur noch um andere Kinder kümmert. Bart und
Lisa fühlen sich dadurch stark vernachlässigt und alle Versuche ihren
Vater wieder auf sich aufmerksam zu machen scheitern. Als Homer
schließlich zum „Good Guy“ nominiert, da er sich so fürsorglich verhält
sehen Bart und Lisa aber ihre Chance der Welt den „wahren“ Homer zu
zeigen und schneiden in das Filmmaterial, welches Homer als Freund der
Kinder zeigt ein paar Archivaufnahmen der Familie ein, die das Gegenteil
beweisen. Die Eltern der Kinder sind schockiert und wollen ihre Kinder
von Homer fernhalten, doch dieser flieht mitsamt den Kindern und wird
schließlich gefaßt. Natürlich ohne Konsequenz zurück zu Hause erkennt
Homer, warum seine Kinder so gehandelt haben und verspricht sich nun
wieder um sie zu kümmern. Als wäre das kein gutes Ende gewesen setzt man
mal wieder zu viel darauf und lässt Homer noch das Gedeck der Filmleute
niedermachen, um damit auf den Abspann überzuleiten.
# Als würden Sie je wiederkommen... #
Nachdem etliche Episoden immer wieder mit den selben, bzw. ähnlichen
Einleitungen zur Story beginnen, ist es überraschend mal wieder eine
andere Alternative vorgesetzt zu bekommen, die zwar wirklich gelungen
und amüsant ist, aber schlicht und einfach zu langsam auf die
Hauptgeschichte hinführt. Streng genommen beginnt die wahre Handlung
erst nach ganzen 10 Minuten Einleitung, auch wenn diese wirklich schnell
vergehen. Der ganze Teil im Sportzentrum ist meiner Meinung nach sehr
gut gelungen, auch wenn mir einige Dinge im Bezug auf Homer nicht
gefallen und der Teil des Berliner – Mauer - Hüpfers auch nicht
unbedingt nötig gewesen wäre. Von der Charakterisierung her betrachtet
wurde Homer in seiner kindlichen Art ganz gut getroffen, auch wenn er
mir hier schon zu viel „Macht’s gut, ihr Trottel!“ Charme zeigt. Seine
erneute Frage an Skinner degradiert ihn aber wieder sofort zurück zum
Idioten, der sich nicht sicher ist, ob er in seiner kranken,
psychotischen Traumwelt lebt, oder sich in der Realität befindet. Ein
ausgezeichneter Witz ist der Carl Gag, einschließlich seines genialen
Siegesgetues. Warum Homer sich wieder verletzen muß ist mir auch ein
Rätsel, aber irgendwie muß man ja zur Hauptstory kommen und wie ja
bekannt sein sollte finden es die Autoren und Produzenten unglaublich
komisch Homer zu verletzen und zu demütigen.
# Na gut, es ist wohl zu spät #
Leider zeigt schon der 1. Teil die tiefen Narben, welche von S11
hinterlassen worden sind und so kommen wir wohl an Gummischuhen, die an
Coyote Carl erinnern, der versucht damit den Roadrunner zu fangen und
einem psychotischen Rainier Wolfcastle Verhalten, das auf eine sinnlos
kindliche Lenny Reaktion folgt nicht vorbei. Dafür wird uns eine relativ
nette Kontinuität geboten, denn sowohl Willies Schottenrock, der sich
dezent hebt, als auch die Feststellung, das man schon so oft eine
Operation hatte sind recht nette, wenn auch dezente Anspielungen auf
vergangene Zeiten. Das man auch versucht den Schaden von S11
weiterzuführen und Apu mit seinen Kindern zeigt sehe ich auch eher
positiv an, da man dazu steht und sich immerhin nur die sinnvollen
Änderungen herausholen kann und damit vielleicht noch mal eines Tages
netten Stoff für eine Folge bekommt.
# Ein Bär! – Mmm... Beeren... #
Nachdem Homer also genug gequält wurde geht es im Krankenhaus weiter, wo
die Episode ziemlich absurd wird und stark im S11 Stil abläuft. Es
schmerzt zuzusehen, wie Homer von Dr. Hibbert mit Morphium voll gepumpt
wird und sich nochmals mit scheußlichem Sound den Fuß vertritt, nachdem
ein Bär im Raum ist. Dies sollte den Anschein erwecken, dass Homer nur
schreit das sich da ein Bär befindet um zu fliehen, was eigentlich nette
Kontinuität gewesen wäre, doch dann durch den kompletten Cartoon Unsinn
mit einem Witz, den man jede Woche bei Bugs Bunny und Co. sehen kann,
zerstört wurde. Seine Traumerzählung mit Jetson finde ich auch nicht
sonderlich komisch, sondern stellt wieder nur einen weiteren Fülleffekt
in der Folge dar. Dann gibt es da noch Homers Schicksal, durch seine
Krankheit bedingt nur auf der Couch zu sitzen. Auch wenn es in gewisser
Weise auch bei kritischer Betrachtung noch lustig ist, wie schockiert
Homer über sein durch die Krankheit verursachtes Schicksal ist, so hätte
es mit einem freiwillig Sport treibenden Homer schon vollkommen
gereicht. Das er aber seinen Charakter nur für diesen jämmerlichen, wenn
auch funktionierenden Gag opfert finde ich enttäuschend. Auch die
Tatsache, dass er Hibbert 2x fragt um zu verstehen, was los ist lässt
das Fan Herz schmerzen.
# Homer, bist du das? #
In dieser Episode haben wir einen sehr komischen Homer, der irgendwo im
Raum zwischen S12 und S2 Homer schwebt und das ganze noch mit unserem
S11 Homer zu kombinieren weiß, doch dabei ist nicht so was besonderes
herausgekommen. Zeigt er sich beim Sport treiben eher als fremder, neuer
Homer, so kommt mir der fürsorgliche Homer schon sehr bekannt vor, was
aber leider keine gute Nachricht ist. Bedauerlicherweise ist diese Sache
nämlich so gedacht, dass Homer seinen wahren Charakter verbirgt, was
bedeutet, dass die Verantwortlichen den debilen Wahnsinnigen namens
Homer als neuen Standart ansehen und mich nach dieser Deutung so
ziemlich alles meiner Hoffnung auf Besserung in der nächsten Saison
aufgeben lassen. Diese Vermutung bestätigt auch Barney, der kommt um
Mutter Marge zu fragen, ob ihr auf geistigem Niveau 10jähriger Homer zum
Spielen herauskommen darf. Was ich von der Reaktion unserer Marge halte
brauche ich wohl nicht näher zu erklären. Auch Homers psychisch absolut
kranker Versuch mit den Haustieren, kombiniert mit dem – mir geht das
Vokabular für wahnsinnig aus - irren Gesichtsausdruck, geben meiner
aufgestellten These recht, dass Homer so sehr in seinem neuen Charakter
aufgeht und - sofern nicht einer von uns die Produzenten ablöst - nie
wieder der alte sein wird.
Trotzdem mag ich Homer, wenn er sich um die Kinder kümmert, auch wenn er
eher wie einer von ihnen wirkt, als wie ein ernst zu nehmender
Erwachsener. Trotzdem wird er und sein Verhalten glaubwürdig dargestellt
und lässt auch die Reaktion der Kinde nicht ungeklärt stehen. Es ist
schon irgendwie eine Beziehungsfolge, die trotz allem Gag und
eventueller Problematik im Story Aufbau einigermaßen funktioniert.
# Bart und Lisa #
Bart und Lisa und ihre Probleme, die Homer ihnen macht treten etwas zu
spät auf, als ob sie nur noch zum Ende mit Homers Ausrasten führen
sollten. Trotzdem wird durch die simple Szene auf dem Schulhof effektiv
geklärt, wieso sie ihren Vater zurück auf den Boden der Tatsachen holen.
Ihr diabolisches Gelächter erinnert mich an Elfen - Wesen und wurde von
mir deshalb bei Anschauen dezent ignoriert. Was mich aber am Bart und
Lisa Problem stört ist irgendwie, das mir hier ein bißchen die Moral
dahinter fehlt, da alles in allem doch die Aussage vertritt, das man
fies und hinterhältig zum Ziel kommt. Gut, diese Moral hatte ich in „Das
Bus“ kritisiert, aber man muß eben einen Mittelweg finden. Von
Sozialkritik ist ebenfalls in der gesamten Episode nicht ansatzweise
etwas zu finden, alles, woraus man kritische Aussagen treffen können
hätte wurde zu simplen Witzen benutzt. Es wäre durchaus Platz für
verschiedene Verhaltensmuster von Kindern und das Fehlverhalten der
Erwachsenen da gewesen und man hätte sogar die selbe Story auf etwas
dezenterem Niveau problemlos durchziehen können und eine B – Bewertung
herausgebracht, wenn man schlicht und einfach etwas mehr Tiefgang in die
Geschichte gebracht hätte und den Schwerpunkt der Darstellung in der
Folge auf den Hauptteil gelegt hätte.
# Zwischen 2 Rauten fällt mir gerade nix ein, aber es geht um die Witze #
Mal von Standpunkt des „foll grass“ Fans betrachtet ist die Episode
eigentlich auch weniger interessant, da eben trotz allem einfach die
dazu erforderlichen Elemente fehlen – und das ist auch gut so. Trotzdem
ist wie bereits erwähnt auch keine Sozialkritik zu entdecken, also was
haben wir dann? Die Antwort ist, wir haben eine dieser typischen, an die
Gelegenheitszuschauer, die fast alle Folgen kennen und am liebsten
Huumer mögen, gerichtete Episode, die zwar keinen Tiefgang bietet, aber
durch meiner Meinung nach durchaus gelungenen Humor über die fehlende
Story hinweg tröstet. Diese stehen zwar hier und da einfach so im Saal,
sind aber trotzdem stellenweise recht genial. Flanders „christliches“
Konzert, die spitzen Anspielung auf Hand Maulwurf oder die Show mit Bill
Cosby sind echt spitze. Ebenfalls eine nette Wahrung der Kontinuität
bieten Krustys Probleme mit den Zuschauern und die Maggie Erwähnung. Man
sieht, dass die Verantwortlichen noch nicht alles vergasen, was einmal
wichtig war, aber dennoch schon zuviel.
# Ich schau rein nach South Park #
Ich kann mir nicht helfen, aber Homers Selbstgespräch bei der Anweisung
beim Basketball erinnert mich zwanghaft an Eric Cartman, der ein
Selbstgespräch führt – als ob Dan ihn imitiert, denn Stimme und Betonung
treffen fast 100%ig genau das Original. Wo wir gerade das Thema
anschneiden, ist auch zu erwähnen, dass man auch in dieser Episode nicht
von Widerlichkeiten verschont wird – ein ausreichender Ekeleffekt bietet
Homers Wunden Ausdehnung über Ralphs Hand. Dieser steht völlig
unbegründet im Raum und spricht zumindest noch ein bißchen den „foll
grass“ Fan an.
# Schon wieder? #
Wieso muß Homer wie Helden in Kinderserien, wie z.B. Grisu, dem kleinen
Drachen in so vielen Episoden einen anderen Beruf haben? Homer ist
Sicherheitsinspektor in Sektor 7G und das soll auch so bleiben. Niemand
kann so oft etwas anderes machen und niemand sollte so etwas in einer
ernst gemeinten Zeichentrick Serie machen können.
Wieso muß Homer GOTT mit der Faust drohen? Das ist wohl das schlimmste
Anzeichen für unseren bösen Homer überhaupt. Alles in allem
unterstreicht das auch bald die ganze Aussage der Serie, denn wie lange
wird es noch dauern, bis Homer uns am Ende der Folge mit der Faust
droht, sie zu mögen?
Wieso müssen wir ständig sprechende Affen haben, der einzige der hier
einen Affen hat ist unser geschätzter Produzent und vielleicht der Chef
Ivar, aber sonst wohl niemand.
Wieso mischt sich Marge eigentlich nicht ein, sondern lässt Homer immer
mehr seinen Rausch der Dummheit ausleben und wieso lässt sie sich immer
mehr von ihm kontrollieren?
Warum müssen eigentlich entweder wirkliche Tode unserer Charaktere oder
ganz knapp verfehlte Tode in beinahe jeder neuen Episode irgendwo im
Vordergrund stehen? Wir sind 9 Jahre lang mit unserer Serie einigermaßen
ausgekommen, wieso muß man das Konzept da noch ändern?
Und zu guter letzt, wieso muß eigentlich der arme Fan, der zu Hause am
PC sitzt immer und immer wieder über den zwar doch recht beliebten CBG
verarscht werden und zum nörgelnden AOL User gemacht werden? Es ist
einmal lustig, aber anstatt dumme neue Running Gags einzufügen, sollte
man lieber die alten wahren. Eine solch große Anzahl an verfehlten
Mustern kann selbst durch gut funktionierende Gags nicht ausgemerzt
werden und darum funktioniert auch diese Episode in meinen Augen nicht.
# Die Vollendung #
So weit man die Episode immer noch trotz allen doch eher im Hintergrund
wirkenden Problemen noch ansehen könnte wird sie am Ende zerstört, denn
mit dem Augenblick, in dem uns der „wahre“ Homer, der böse, egoistische
Vollidiot mit den psychotischen Problemen wieder heimsucht schlägt
beinahe schon S11 würdiges Niveau ein und damit vollkommen über die
Strenge. Homer rastet wieder mal aus und entführt die Kinder – und das
nur um möglichst schnell die Episode zu Ende zu bringen, denn durch den
ganzen Teil, der mit Einführung und Hinführung verschwendet wurde bleibt
ja keine Zeit mehr. Also mal schnell eines der neuen Standart - Muster –
das verrückt werden und ausrasten – anwenden und alles ist perfekt in
winzig kleine Schächtelchen verpackt. Völlig ohne wahrscheinliche Folgen
wird dann sogar noch ein annehmbares Ende dem „Fan“ angepaßt und nach
beinahe schon alltäglicher Dummheitsglorifizierung von unserem Homer das
Chaos beendet.
# Ich habe fertig #
Lassen wir mal die Fernsehteam Stelle, an der es zwar auch etwas zu
kritisieren gäbe – wie Homers Behandlung von Bart und das miese Benehmen
der Aufnahmecrew, sowie dem Buffet Müll – weg, dann haben wir eine
Episode, die sich überraschend erfolgreich hinter ihrem Humor versteckt,
jedoch meilenweite inhaltliche Schwächen aufweist und bis auf ein paar
traurige Erkenntnisse, was unseren Homer angeht einen ziemlich
schlechten Eindruck entstehen lässt, wenn man sich mal damit
beschäftigt. Bei mir hat diese Episode auf jeden Fall beim Verfassen
dieses Reviews ein komplett anderes Gefühl ihr gegenüber erschaffen:
Hielt ich sie anfangs für heiteren Durchschnitt, sehe ich in ihr nun
sogar eine der schlechteren der ganzen Staffel. In Anbetracht auf S11
und teilweise komplett storylosen Ablauf einer Episode gebe ich ihr auch
aufgrund des annehmbaren Quatsch Faktors ein D. Und ich denke, dass
diese Bewertung fair ist und ich nachvollziehbar gemacht habe, wieso das
so sein muß. Eine Folge, die wieder mal versucht den Durchschnittsfan
ganz seriös zum Schweigen zu bringen und damit leider auch noch Erfolg
hat.
(c) 2001 Andreas Krösing