Praiseland bildet sozusagen die Fortsetzung zu „Alone Again“ und ist wie auch schon Teil 1 mit Vorsicht zu genießen. Wenn man Maude mag ist diese Folge die reinste Qual, da die Flanders – Rachel Sache fortgesetzt wird, wenn man „Alone Again“ mochte, dann wird man wohl auch diese Episode mögen. Wie aber auch schon der Vorgänger ist diese Episode ein wahrer Problemfall und wie immer werde ich erklären wieso.
# Am 8. Tag schuf er den Vergnügungspark #
An dieser Episode fällt zunächst ein mal der unübliche Anfang auf, denn
die Episode beginnt auf einer kirchlichen Veranstaltung, mit Musik und
Verkaufsständen. Dieser Anfang dient aber nur dazu, um ein paar Gags
abzuleiern, Zeit zu stopfen und die eine der 2 Handlungslinien in Gang
zu bringen. Flanders trifft nämlich Rachel wieder und bietet ihr, nicht
zuletzt dank Homers Mitwirkung, an bei ihm zu schlafen, da sie kein
Hotelzimmer hat. Bei Flanders im Haus sieht es allerdings aus wie auf
einer Gedenkstätte, denn überall steht etwas von Maude herum, sogar eine
Galerie voller Bilder im Flur. Auch im Schlafzimmer sieht es so aus, Ned
hat sogar die Schlafkuhle von Maude versiegelt. Er will auf der Couch
schlafen und Rachel in seinem Bett übernachten lassen und so
verabschiedet er sich für die Nacht von ihr, und zwar mit den Worten
„Good night, Maude, ähm, Maude, ähm, Rachel. Ähm, Maude!“. In der Nacht
treibt ihn seine Sehnsucht nach Maude dann weiter und er beginnt Rachel
die Haare zu schneiden, sodass sie die selbe Frisur hat wie – Maude.
Danach geht Rachel und am nächsten Tag erzählt Ned den Simpsons von
seinem Problem. Diese versprechen sein Haus etwas aufzuräumen, da er
überall nur an seine Frau erinnert wird. Bart und Homer schmeißen also
Neds gesamte Vergangenheit in so eine Kleinholz Maschine, die alles in
winzig kleine Fetzen reist. Als Ned wieder nach Hause kommt ist er etwas
schockiert, wie gut die Simpsons „aufgeräumt“ haben und als er sie
gerade verabschieden will findet er ein letztes Stück, das Homers Tortur
überlebt hat: Ein Zeichenblock von Maude. Dort entdeckt er nach einigem
Herumblättern eine Skizze von einem Vergnügungspark, den Maude scheinbar
vor ihrem Tod geplant hatte und beschließt nach Todds Vorschlag diesen
zu bauen. Die Simpsons helfen ihm dabei und nur wenige Tage nachdem Ned
das Gelände eines früheren Parks für seine Zwecke gekauft hat ist sein
Werk vollbracht: Praiseland. Nach großem Andrang verschwinden die
Besucher allerdings genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind, da
ein christlicher Vergnügungspark mit all seinen Geboten und Verboten,
sowie „Achterbahnen“ in denen einem Bibelfiguren etwas vorlesen
natürlich nicht gerade Publikumsrenner sind. Als also alle gehen nimmt
Ned eines seiner Souvenire – eine Maude Maske – und entschuldigt sich
bei ihr. Da ihn die Maske „so ansieht“ wirft er sie auf den Boden und
sie landet vor einer Maude Statue, von der sie dann langsam nach oben
schwebt. Die Menschen haben dieses Wunder auch bemerkt und kehren in den
Park zurück. Rektor Skinner bemerkt am eigenen Leib, dass man Visionen
bekommt, wenn man sich zu Füßen der Statue legt und Homer macht prompt
eine Attraktion daraus, für die er 10$ fordert. Ned ist erst nicht
willig, doch als Marge ihm den Vorschlag unterbreitet, das Geld dem
Waisenhaus zu spenden stimmt er zu. Nach einigen Visionen aber bemerkt
Homer, dass das Gas des Grills nicht funktioniert und Ned stellt fest,
dass die Leitung ein Leck hat – und zwar genau unter der Statue, an der
Stelle wo man die Visionen bekommt. Das Gas ist also der Auslöser. Ned
will dem Treiben ein Ende setzen, doch die Blicke der Waisenkinder
bringen ihn zum Schweigen. Als aber die Kinder eine Kerze neben dem Gas
anzünden und Homer und Ned die Kinder zur Sicherheit zu Boden werfen ist
es aus. Die Gasexplosion wurde verhindert, doch die Menschen sind
schockiert über das Verhalten gegenüber den Kindern und verlassen den
Park. Schließlich muß Ned den Park schließen und trifft Rachel wieder.
Diese kommt erneut mit zu Ned und er entschließt sich, endlich über den
Tod seiner Frau hinwegzukommen und glättet die Schlafkuhle von Maude.
Nach einem unsinnigen Homer Kommentar endet diese Episode. Soweit die
Zusammenfassung, für all die, die diese Folge noch nicht kennen.
# Who Is Who In Springfield #
Wir werden zwar generell in neueren Folgen mit fatalen
Fehlcharakterisierungen gequält, allerdings ist diese Folge mal wieder
ein Meilenstein in diesem Gebiet. Ein selten dämlicher Homer, der mit
Flanders total debil über ein Himmel und Hölle Spiel kommuniziert, alles
Gesprochene nach labert, um es Flanders und Rachel während der
Konversation mitzuteilen, oder sich mal wieder in die Liebesbeziehungen
anderer Menschen einmischt. Außerdem ist er wieder der totale Idiot, in
Szenen, in denen er mit einem riesigen Eis gegen eine Stromleitung
rennt, oder schlicht und einfach wahnsinnig und kindisch idiotisch
lachend davon rennt. Ein wahres Anzeichen für seine nur mit einem bösen
J - Wort beschreibliche Gemeinheit und Gefühllosigkeit ist sein
respektloses und gefühlskaltes Vernichten von Flanders Erinnerungen, die
ihm offensichtlich viel bedeuten. Eine fehlcharakterisierte Marge kennen
wir schon lange, auch wenn ihr Charakter nicht unbedingt so verändert,
sondern vielmehr nur falsch ausgelegt wurde, als sie über Flanders lacht
(man vergleiche „Der Wettkampf“ und Flanders Brief „Ich liebe Sie!“).
Ein wirkliches Problem steckt aber in Ned Flanders, der sich im Laufe
der Jahre sowieso etwas stark entwickelt hat. Nehmen wir mal Flanders in
„Es weihnachtet schwer“, wo er nur den spießigen Nachbarn, der reicher
und besser dran ist, als Homer, damit aber nicht weiter protzt. Schon
dort ist es ein wahrer Familienkerl (vgl. Rodd Szene), aber eben noch
nicht der diddly prächtige Christ, der er einmal geworden ist. Trotzdem
widersprechen sich diese beiden Charakterisierungen nicht, sondern
ergänzen Flanders vielmehr in so weithin, dass wir ihn alle gemocht
haben und seine Handlung nachvollziehbar wurde. Dann änderte sich
allerdings alles nach einem Ausflug nach LA$ VEGA$. Flanders litt
schließlich am immer wachsenden schlechten Einfluß seines Nachbarns und
beging seine erste Dummheit. Glücklicherweise endete sie im Chaos, was
Flanders zunächst einmal wieder zurückwies. Trotzdem war die
Hemmschwelle gebrochen und man konnte völlig neue Dinge mit Flanders
anstellen, so dass er langsam vorbei an christlichen Ausreden für
unchristliche Taten hin zu einem Witwer, der kaum wahre Trauer in
Anbetracht auf seine dahingeschiedene Frau zeigte. Trotz Referenzen auf
Maudes Schicksal an einigen Stellen, bemerkte man nie irgendeine
wirkliche Änderung im Leben Flanders, bis er in dieser Folge plötzlich
schlagartig zurück in die Vergangenheit gedrückt wird und ein wahrer
Fanatiker seiner Frau geworden ist, was wiederum auch falsch ist, da er
genau der Typ ist, der an das paradisische Leben im Einklang mit Gott
und der Welt nach dem Tod glaubt. Hier aber lebt er in einer Galerie
voller Maude Gesichter, was zwar immerhin zeigt, dass er nicht
gefühlskalt ist, aber – Symbol hin oder her – absolut blödsinnig und
übertrieben ist. Es ist nicht sein Typ so etwas zu tun und es ist ebenso
nicht sein Typ nachts mit der Schere an jemandem zu vergreifen, nur um
eine Maude Kopie zu erzeugen. Er liebt nun Maude und er liebt Rachel,
aber scheinbar will man uns nur eine Maude Kopie vorsetzen, wer weiß,
bald kaufen sie noch Maggie Roswell zurück, um Rachel zu sprechen...
Neds absoluten Wahnsinn kann man einfach nicht nachvollziehen und selbst
die kleinen Details, die nur als Witze geplant waren lassen einem den
Geschmack der Episode vergehen. Warum muß er Rachel denn unbedingt Maude
nennen, wenn er schließlich den Raum verläßt? Gut, es kontrastiert stark
den Schluß der Episode, aber wieso muß das denn sein? Nein, die ganze
Ned Charakterisierung geht mir gehörig gegen den Strich. Das einzige,
was uns diese Hardcore – Charakteristik bringt ist wohl ein einigermaßen
nachvollziehbarer Hintergrund, warum Ned so an Mama Flanders Willen
harrt, denn sein Verhalten wird daraus immerhin ein bißchen
verständlich, wenn natürlich trotzdem nicht charaktertreu. Ja, man
bekommt tatsächlich den Anschein, dass die Produzenten sich dahinter
verstecken wollen und durch ihre Art der Symbolik ein Motiv suchen.
Leider erfolglos, denn ich glaube sogar der Gelegenheitszuschauer wird
das als sehr merkwürdig abtun.
Immerhin haben wir einen CBG in Topform und annehmbare Nebencharaktere,
wie Chief Wiggum und Agnes Skinner, auch wenn sie heute scheinbar alle
auf dem Witz Trip sind, denn wieso sollte Moe ein Wortspiel machen und
es dann erklären, oder Chief Wiggum absichtlich alle erheitern?
# MEEP – MEEP sagt der Roadrunner #
An Comic Effekten bietet uns diese Episode auch einiges, denn sei es
Homer, der mit einen abnormal großen Eis an eine Stromleitung läuft,
Frink, der aus einer Kuh Eis gewinnt und danach noch getreten wird, oder
Hibbert, der seine Behandlungsmethoden nun denen seines Kollegen Dr.
Nick angepaßt zu haben scheint offenbart diese Episode wieder
haufenweise Unsinn, auf den man selbstverständlich wieder komplett
verzichten könnte. Auch völlig unrealistische Tatsachen werden dem
hilflosen Zuschauer vorgesetzt, so ist es heute mal ganz natürlich, dass
7 Leute einen Vergnügungspark aufbauen und betreuen, für diese Zeit von
der Arbeit bzw. Schule freigestellt sind und mal eben ein bißchen Gas
auf alle Gemüter gleich wirkt und eine Maske 3 m hoch schweben lässt.
Natürlich... Übrigens ist es ganz logisch, dass Homer mal am Fenster
hängt und mal unterm Bett des Nachbarn liegt, wenn ihr das nicht alle ab
und zu mal macht, dann stimmt mit euch was nicht...
# Ha, ha... #
Wirklich gelacht habe ich bei dieser Episode nie, auch wenn einige
komische Stellen und ein nettes Wortspiel vorkommen. Letzteres wird uns
in der Übersetzung aber wohl vorenthalten, da es auf „faith – face“,
also Glaube und Gesicht anspielt. Recht gelungen finde ich das, denn es
ist im Dialog zwischen Ned und Nelson. Schmunzler befinden sich auch an
einigen Stellen, wie zum Beispiel unser Quimby, der überraschend gut
charakterisiert wurde und seine Standart Ansprache hält, oder eine
Achterbahn, in denen aus der Bibel gelesen wird. Ebenso gut gelungen
finde ich Lisas Kommentar „We’re the neighbours and we don’t think“,
sowie den tollen Dialog zwischen Flanders und dem Besitzer und die
Vision des CBGs. Auch Barts Idee Todds Zahn für Hexerei zu benutzen ist
nett und die Entdeckung unser Marge, dass manche Fetischisten 3 paar
Schuhe besitzen. Flanders Anfrage bei der Gasfirma, wie giftig, denn ihr
Gas sei, finde ich allerdings schmerzhaft und sollte eigentlich noch
oben bei der Fehlcharakterisierung aufgeführt sein. Gut, viele werden
auch das lustig finden, bzw. sich von den Fehlcharakterisierungen nicht
vom Humor abbringen lassen, aber wahren Fans wird jeglicher Spaß an
dieser Folge recht zunichte gemacht.
# Vor hundert Jahren sah die Welt noch anders aus... unsere Kontinuität #
Dieses mal bis zum Schluß aufgehoben habe ich mir den Kommentar zu
Kontinuität, da das prinzipiell erst mal diskutiert werden müßte. Wir
haben also einen Bruch in der OFF Kontinuität in Staffel 11, der uns
eine wichtige Nebenrolle klaut und wir haben die trotzdem erfolgende
Weiterführung der Sendung. Also, was ist dann Kontinuität? Sieht man
alles, was von den goldenen Jahren abweicht als Schlag an, so wird man
absolut keine Freude an dieser Episode haben, schaut man allerdings mal
nach den guten Zeichen, so sieht man, dass die Autoren aus ihren
vergangenen Sünden immerhin noch etwas machen. Es scheint mir so zu
sein, als hätte mit S11 eine neue Ära begonnen, die uns etwas mehr in
die Welt der Comics, aber auch mehr in eine neue Fortsetzung der alten
Gegebenheiten und anderen Figuren mit anderen Verhaltensmustern geführt
hat. So betrachtet geht es sogar bergauf mit unserer Serie, da man das
von vielen kritisierte, voreilig abbrechende Rachel – Ned Szenario noch
einmal aufgegriffen hat. Na gut, man hat keine riesige Story daraus
gemacht, aber sonderlich ergiebig ist das ja auch nicht, also lieber am
Rande praktizieren. Ich zumindest finde es nett, dass man seine Taten
immerhin noch weiterführt und nicht das Chaos stehen lässt. Um an Chris
Hausmetapher zu erinnern, vergleiche ich das mal damit, dass man
versucht die eingestürzten Wände wieder neu aufzubauen. Sie werden nie
mehr die Pracht von früher haben, aber eventuell eines Tages wieder
stehen.
# Ein letztes Problem... #
Ein letztes Problem sind für mich noch gewisse Elemente in der Story, so
sind mir die Wendungen zu offensichtlich subtil ausgeführt und die
Geschichtsstränge zu schlecht vereint. Rachel nur als Rahmen für die
Handlung zu nehmen ist recht enttäuschend, davon hätte ich beinahe mehr
erwartet. Die Waisenkinder so plötzlich herzuziehen ist für mich ein
klares Anzeichen dafür, dass der Autor überhaupt kein Konzept im Kopf
hatte, sondern plötzlich die Idee hatte und sie in einem einzelnen Satz
erklärte. Auch die komplette Idee mit dem Wunder erscheint mir etwas
aufgebauscht und künstlich und vor allem stören mich die 2 Visionen,
auch wenn eine recht genial ist. Trotzdem sind sie selbstverständlich
nur als Zeitfüller vorhanden, genauso wie der Anfang, der wie der
klassische Mittelteil strukturiert ist abläuft.
Ich finde die Sache mit dem Vergnügungspark hätte wesentlich besser
aussehen können, aber mit solchen Parks haben unsere Simpsons leider
noch nie viel Erfolg gehabt. Die Erklärung mit dem Gas finde ich sehr
unbefriedigend und vor allem ist mir die Folge viel zu leer, was die
Story betrifft. Auch das Ende erscheint mir als zwanghaft herbei
geleitet und zu konstruiert.
# Wir wollen nicht ertrinken, unser Boot könnte vielleicht sinken... #
Was wir also insgesamt haben ist ein unter durchschnittliche Episode mit
Anzeichen von Kontinuität, wenn auch dieser Art, die nicht jedem
gefällt. Neben grausamer Charakterisierung und mieser Story bleibt uns
dieses mal nicht mal anständiger Humor und genau das ist es, was es mir
so unheimlich schwer macht eine anständige und faire Bewertung zu
finden. Die Idee alleine ist nicht viel wert und somit gebe ich dieser
Episode ein D-, auch wenn ich hier stark zu F+ neige. Trotzdem brauchen
wir Steigerungen und somit empfinde ich die Einstufung in „unteren
Durchschnitt“ als gerecht, wenn die Episode nicht sogar gut damit
wegkommt. Wieder mal kein Glanzstück in der Staffel 12 Kollektion, aber
immerhin mit ein paar wenigen Lichtblicken was die Kontinuität betrifft.
(c) 2001 Andreas Krösing